Was für ein denkwürdiger Tag für die vier Starter des TV Refrath running teams. Vier von sechs gemeldeten Langstreckenläufern standen bei strahlendem Sonnenschein und etwas Wind am letzten Samstag in Pliezhausen, 25 km südlich von Stuttgart, über die längste Bahndistanz am Start. Es war die erste Meisterschaftsteilnahme über 10.000 m in der langen Geschichte des Vereins. 25 Runden sind eh schon für alle Teilnehmer:innen eine große physische wie auch mentale Herausforderung. Wenn es jedoch weit über 20 Grad warm ist, müssen fast alle Läufer:innen Abstriche von ihren Wunschzeiten machen. Das traf besonders auf die recht dünnen Teilnehmerfelder der Damen-Altersklasse zu.
Silber für Antje Wietscher – Bronze für Cornelia Türk
Die Marschroute vonTVR Lauftrainer Jochen Baumhof war, bei den Konkurrentinnen so lange dran bleiben wir möglich. Das gelang den beiden AK-Damen etwa bis zu Hälfte des Rennens. Zuerst musste Cornelia Türk der mit der Wärme besser zurechtkommenden Josefa Matheis (2. In 42:02,03 min) abreißen lassen. Wenig später musste Antje Wietscher die Mitfavoritin Christine Sachs (LG Mettenheim – 44:55,78) ziehen lassen. Doch Antje freute sich trotz einiger Runden des Leidens nach 45:43,99 min über den 2. Platz in der W65 ebenso, wie Cornelia Türk, die hinter der haushohen Favoritin Christine Sigg-Sohn (LG Esslingen / 40:53,75) in 43:53,99 min in der W55 die Bronze-Medaille gewann.
Manuel Skopnik und Johannes Ritter überrumpeln die Konkurrenten in der letzten Runde
Das große Starterfeld der AK M35 bis M55 kam den beiden Refrathern sehr entgegen. Manuel Skopnik, der erst vor vier Wochen über 100 km Deutscher Vizemeister wurde, zeigte sich bestens erholt. Mit gleichmäßigen 86-87er Runden reihte er sich mit Johannes Ritter in einer rund 10 Mann starken Gruppe ein. Nach gut 6 Kilometern forcierte Manuel das Tempo und sprengte die Gruppe. Johannes musste wenig später in dem allerersten Bahnrennen seines Lebens (!) abreißen lassen. Mit den Zurufen im Rundentakt vom TVR Coach wurde der Abstand zwar immer etwas größer, aber mit 50-60 Metern blieben die Favoriten immer in Sichtweite. Denn Jochen Baumhof wusste um die Spurtfähigkeit des Kölners im TVR-Trikot. Eingangs der Schlussrunde pushte er den Bahnnovizen dermaßen nach vorne, dass der 57jährige keine andere Wahl hatte, als Gas zu geben. Meter um Meter holte er auf und überspurtete tatsächlich auf den letzten 50 Metern kurz vor dem Ziel zuerst den Deutschen Marathonmeister Dr. Matthias Koch (LAV Stadtwerke Tübingen / 36:13,00) und kurz vor der Ziellinie auch noch den bis dahin führenden Günter Seibold (TSV Crailsheim / 36:10,50). Damit war die Sensation mit einer 74er Schlussrunde perfekt: Johannes Ritter ist mit 36:09,67 min Deutscher Meister über 10.000 m in der AK M55. „Das war mit das aufregendste Rennen meiner Trainerlaufbahn. Die ersten drei Plätze innerhalb von gut drei Sekunden mit einem glücklichen Finale für uns, das war echt der Wahnsinn“, berichtete Jochen Baumhof. Dass auch Manuel Skopnik mit einer deutlichen Steigerung auf dem letzten Kilometer noch Sven Eilinghoff aus Bremen (35:44,70) abfing und sich mit 35:43,25 min die Silbermedaille hinter dem Topfavoriten Markus Mey (TV Konzen / 34:53,57) schnappte, war das absolute Sahnehäubchen. Dieser „Ausflug“ wird sicher in die Geschichtsbücher des TV Refrath running teams eingehen.
Fotos: c/o Egbert Dohm / Jochen Baumhof